Spielen ist das, was wir alle mit dem „Kind sein“ verbinden. Aber was genau verbirgt sich dahinter? Ist es eine zeitfüllende Beschäftigung oder erfüllt sie eine wichtige pädagogische Aufgabe?
Für unsere Kinder bedeutet Spielen, sich einen Weg zu suchen, sich Wissen über die Welt und sich selbst darin zu erschließen. Das freie Spielen ist eine wertvolle und unheimlich wichtige Handlung im Aufwachsen der Kinder.
Warum ist Spielen so wichtig?
„Auf der Grundlage des Spielens baut die gesamte Menschliche Erfahrungswelt auf.” (Donald W. Winnicot, Psychoanalytiker)
Vor einiger Zeit besuchte ich während meines Arbeitens im sozialpädagogischen Bereich einer Kinder- und Jugendwohngruppe einen Kongress, wo eine Spieletherapeutin ihr Arbeiten vorstellte. Ich war unheimlich fasziniert, von dem was sie aus ihrem therapeutischen Alltag berichten konnte. Für meine eigenen Kinder, die zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht in Planung waren, nahm ich mir damals aber schon vor, dem kindlichen Spiel eine große Rolle zu zuschreiben.
Was genau ist eigentlich Spielen?
Es stellt ein wichtiges Lernfeld mit Zugang zu vielfältigen Entwicklungsbereichen dar und entsteht aus intrinsischer Motivation. Das bedeutet, die Kinder suchen sich das, womit sie spielen wollen so aus, dass es für ihre individuelle Entwicklung förderlich ist. Vorausgesetzt, sie bekommen Rahmenbedingungen gestellt, die sie zum Ausprobieren anregen. Dabei beginnen die Babys zunächst sich selbst, ihren Körper und die direkte Umwelt zu erkunden. Sie spielen fast ausschließlich mit sich selbst im so genannten Einzelspiel. Im Kleinkindalter entwickelt sich aus dem individuellen entdeckendem Spiel nach und nach ein paralleles Miteinander. Erst dann kommt es zum gemeinsamen, sozialen Spielen. Dies erfordert vielerlei soziale Kompetenzen, die unsere Kleinkinder nach und nach lernen müssen.
Für unsere Kinder ist spielen die absolute Hauptsache. Es ist ein Grundbedürfnis und für die kindliche Entwicklung genau so wichtig wie Schlafen und Essen. Im Spiel kann das Kind die Welt um sich herum Be-Greifen. Es setzt sich mit der Umwelt und ihren individuellen Themen auseinander. Spielen bringt Körper und Geist in Bewegung, fördert die Kreativität und die Konzentration. Kinder entwickeln so Selbstvertrauen und soziales Miteinander.
Wie entwickelt sich die Spielfähigkeit?
Genieße die kleinen Dinge, eines Tages wirst du zurückblicken und feststellen, dass sie die großen Dingen waren.
Ein Baby beginnt zunächst sich selbst und seinen Körper zu entdecken. Hände, Füße und Finger wecken das Interesse der ganz Kleinen. Ziemlich bald entdecken die Babys, dass es Dinge in der Umwelt gibt, die sie entdecken können. Mit Händen, Mund und Fingern erkunden sie die Beschaffenheit verschiedener Materialien.
Mit zunehmender Mobilität beginnt für die Babys eine ganz neue Erfahrung. Sie erforschen den Raum. Ein sicher gebundenes Baby hat dabei einen gesunden Entdeckerdrang. Solange sie in vertrauter Umgebung sind, wird der Radius um die Bezugsperson immer ein kleines Stückchen größer. Fühlt sich das Baby unwohl, wird es zurückkehren zur Bezugsperson und sich mittels ihrer Nähe regulieren
Im Kleinkindalter beschäftigen sich die Kinder zunächst einmal mit dem, was sie im Alltag beobachten können. Sie ahmen Handlungen wie telefonieren oder kochen nach. Spielen mehrere Kinder zusammen, so findet bei kleineren Kindern oftmals ein Parallelspiel statt. Zwei Kinder spielen jeweils für sich und kommen über gemeinsames Spielzeug miteinander in Kontakt.
Je älter die Kinder werden, desto komplexer werden ihre Spielsituationen
Die Kinder spiegeln häufig im Spiel die Themen wieder, die ihnen gerade im Kopf umhergeistern, die sie aber (noch) nicht verbal benennen können. Sie setzen sich im Spiel damit auseinander. Die Älteren finden Lösungsansätze, in dem sie im Spiel beispielsweise in verschiedene Rollen schlüpfen und so verschiedene Sichtweisen einnehmen können.
Im Vorschul- und Schulalter kommt es mehr und mehr zur spielerischen Auseinandersetzung mit Regeln, zu gemeinsamen Dialogen und kreativen Tätigkeiten.
Selber Kind bleiben
Für unseren Alltag heißt dies, dass wir Erwachsene bewusst Zeit schaffen müssen, in der einfach mal nichts passiert. Langeweile ist der Motor unserer Kreativität. Die heutige Gesellschaft tut sich mehr und mehr schwer damit, kreativ zu werden. Zu präsent sind Medien, die uns "berieseln", zu wenig müssen wir selbst aktiv werden. Versucht doch mal ganz bewusst,Zeit für Langeweile ein zu räumen und schaut, was daraus wird.
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