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Wofür braucht ein Kind Bewegung?

Bewegung, ein unverzichtbares Gut für die kindliche Entwicklung. Für den ganzheitlichen Entwicklungsprozess hat sie eine grundlegende Bedeutung, denn ohne sie haben wir nicht die Möglichkeit uns selbst und die Umwelt kennen zu lernen.


Hätten wir nicht die Möglichkeit uns in der Kindheit zu bewegen, so wären wir nicht in der Lage eine sensorische, den Sinnen zugeordnete Intelligenz auf zu bauen. Wir könnten uns demnach weder sprachlich, noch gestisch oder mimisch ausdrücken. Es gäbe kein Spielen und schon gar kein Sport.

Bewegung kann also als Grundlage für gefühlsmäßiges Erleben, für Verständigung, für soziales Miteinander und als Schlüssel zur Außenwelt gesehen werden.


Was also ermöglicht Bewegung? Wozu benötigen Kinder Bewegung?

„Das Spiel ist die höchste Form der Forschung." (Albert Einstein)

Bewegung ermöglicht es einem Individuum sich mit seiner personalen Umwelt zu beschäftigen. Sie hilft uns, uns mit uns selbst auseinander zu setzen. Durch Bewegung erfahren wir, wie die räumliche und materielle Umwelt aufgebaut und strukturiert ist.


Mit Hilfe von Bewegung können wir auf vielfältige Weise unseren Erfahrungsschatz erweitern. Die Erkenntnisse, Eindrücke und Erlebnisse aus einzelnen Teilbereichen setzen wir zu einem Gesamtbild unserer Wahrnehmung zusammen. Dies hilft beispielsweise einem Kind Sicherheit und Selbstständigkeit auf zu bauen und so das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu verstärken. Durch den Erwerb vielfältiger Kompetenzen kann das Kind so seine eigene Persönlichkeit angemessen entfalten.


Eine Vernachlässigung der Bewegungserziehung hat weitreichende Folgen. Die kindlichen Bedürfnisse Bewegungseindrücke zu sammeln werden unterdrückt. Dies führt zu motorischen Defiziten und meist auch zu nachhaltigen Folgen in der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes. Eingeschränkte Bewegungserfahrungen vermindern körperliches Wohlbefinden und Gesundheit, sie beeinflussen soziale Interaktion negativ und beeinträchtigen den geistigen Erkenntnisgewinn maßgeblich. Diese fehlenden Eindrücke und Erfahrungen nehmen dem Kind die Möglichkeit selbstsicher und voller Selbstbewusstsein mit realistischer Selbsteinschätzung das spätere Leben unabhängig gestalten zu können.


Das primäre Ziel einer ausgewogenen Bewegungserziehung ist also die harmonische Entwicklung des Kindes mit allen Facetten. Dazu gehört die individuelle Entfaltung der eigenen Persönlichkeit mit Hilfe von diversen Bewegungseindrücken.



Wie können wir die Stärken der Kinder fördern?


Kinder benötigen Bewegungsräume, in denen sie sich wohl fühlen. Oftmals benötigen vor allem die Jüngeren einige Zeit, um an zu kommen und sich mit der Umgebung vertraut zu machen. Wir Erwachsene müssen uns in dieser Phase bewusst zurückhalten. Die Kinder finden meist von ganz allein einen Zugang zu Bewegungsmöglichkeiten. Wir können beobachten, dass sie zunächst einmal die Materialien auf Form, Material und Funktion überprüfen. Bei älteren Kindern beginnt danach die Spielphase, in der sie mit dem Material spielen und so Bewegungseindrücke sammeln.


Damit Kinder verborgene Fähigkeiten zeigen können, müssen wir Eltern sie liebevoll begleiten. Unterstützung hinsichtlich des eigenen Könnens benötigen Kinder, wenn sie ängstlich sind und sich nicht recht trauen. Durch so viel Eigeniniative wie möglich und so spätes Eingreifen wie nötig verhelfen wir unseren Kindern zu mehr Selbstständigkeit und zu positiven Lernerfahrungen.



Bei meinen eigenen Kindern habe ich sehr früh nur noch die „Schutzengelfunktion“ einnehmen dürfen, das heißt ich war je nach Situation bereit das allerschlimmste zu verhindern, doch solange ich nicht aktiv gebraucht wurde auch nur passiver Begleiter. Durch diverse Situationen im Alltag, sei es auf Spielplätzen oder bei Dingen wie Einkaufen oder ähnlichem habe ich oft merkwürdig fragende Blicke von anderen zugeschickt bekommen. Es ist oftmals nicht normal und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es nicht einfach ist, Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder ohne Zweifel zu haben. Doch, mittlerweile weiß ich, sie danken es uns mit Selbstständigkeit, Eigenständigkeit und einem gesunden Selbstbewusstsein.

Der Weg dorthin führt über Bewegung mit ihren vielfältigen Übungsfeldern und zahlreichen Möglichkeiten Selbstwirksamkeitserfahrungen, sodass am Ende die Übertragung in den Alltag und seine Situationen ansteht. Gelingt dies, ist das Ziel der ganzheitlichen Entwicklung schon in die Wege geleitet.


Tipp's in der Praxis


In der Praxis bedeutet dies, idealerweise ein Begleiten und Fördern von Anfang an gepaart mit dem Vertrauen in die selbstbildenden Fähigkeiten des Kindes. Unsere Kinder kommen kompetent zur Welt, sie benötigen Erfahrungsräume und Möglichkeiten ihre Fähigkeiten zu erproben.


Bei den kleinen Regenbogenwichteln, also im Babyalter ist dies zunächst das Spielen in Rücken- und Bauchlage, bei dem die Eltern durch genaues Beobachten herausfinden müssen, wann das Baby signalisiert, dass es eine neue Position einnehmen will oder etwas neues entdecken möchte. Im Krabbeln- und Läufanfängerälter, bei den großen Regenbogenwichteln heißt dies, sie brauchen Klettermöglichkeiten, Platz zum Laufen und Rennen üben und vielfältige Erprobungsmöglichkeiten. Die Eltern nehmen mehr und mehr die Rolle eines kaum zu bemerkenden Begleiters ein. In dem Moment, in dem ein Unfall droht verhindern sie so eine ernsthafte Verletzung, der Schreck der aufkommt kann dem Kind helfen das eigene Verhalten ein zu schätzen.

Je mobiler die Kinder werden, desto schwieriger ist es für den "Schutzengel" rechtzeitig vor Ort zu sein. Deshalb ist es notwendig, dass die Kinder von klein auf Eigenverantwortung übergeben bekommen. Sie müssen ihre Grenzen kennenlernen und innerhalb dieser sicher agieren. Wir Erwachsenen müssen lernen, unseren Kindern Zeit zu geben und nicht vorschnell zu agieren und ein zu greifen.

Bei den Gartenzwergen und Waldgeistern sind die Bewegeungsspielräume deutlich größer. Die Kinder können im Besten Fall bereits auf ein Bewegungsrepertoire zurückgreifen, welches ihre Selbsteinschätzungsfähigkeiten gestärkt hat. Die Kinder tasten sich so im Rahmen ihrer individuellen Möglichkeiten an neue Situationen heran, beobachten und analysieren die Situation und können so angemessen reagieren.


Eine Gratwanderung zwischen Zutrauen und Auffangen, zwischen "Machen lassen" und "Hilfe anbieten" - gemeinsam schaffen wir diese spielend.

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