Einblicke in das Erlernen des sicheren Umgangs mit Wasser

Das kühle Nass ist immer wieder auf's Neue ein Thema, mit dem sich Eltern beschäftigen sollten - wenn nicht sogar müssen. Schwimmen lernen gehört zu den lebensnotwendigen Bewegungsformen. Doch nicht immer gelingt es so einfach nebenher. Oftmals stellt der Schwimmkurs Kinder und Eltern gleichermaßen vor Herausforderungen.
Technische Grundlagen
„Bruschtschwimmen ist die am schwersten zu erlernende Technik. Lasst eure Kinder in Ruhe zunächst Kraul- & Rückenschwimmen üben. Der Rest ergibt sich von selbst."
Im Grundsatz unterhalten wir uns über vier elementare Schwimmtechniken:
Brustschwimmen
Kraulschwimmen
Rückenschwimmen
Delphin-/ Schmetterlingsschwimmen
In vielen Teilen der Welt werden Rücken- und Kraulschwimmen seit Jahrzehnten als erste Techniken gelehrt. Dies hat gute Gründe: Die Bewegungen der Techniken ähneln dem des Krabbelns und sind somit für uns leicht erlernbar. Brust- & Delphinschwimmen sind artverwandt und deutlich komplexer zu lernen.
Jede Schwimmtechnik hat Vor- und Nachteile im Lernen für die Kinder. Es gilt, die Kinder dort abzuholen, wo sie sich befinden und an den individuellen Fähigkeiten zu arbeiten. Eine starre Vorgehensweise ist nicht zu empfehlen, da jedes Kind ein kleines bisschen anders lernt.
In Deutschland wird nach wie vor immer noch sehr viel Brustschwimmen gelehrt. Dies mischt sich seit ein paar Jahren mit Grundzügen aus dem Rücken- und Kraulschwimmen. Letzteres wird im Leistungssport bereits seit langem erfolgreich unterrichtet.
Kraul- und Rückenschwimmen sind wie bereits erwähnt technisch deutlich leichter zu erlernen. Die Voraussetzung für ein erfolgreiches Schwimmen lernen ist dabei das Tauchen und das Nutzen des Auftriebs. Traut sich ein Kind mit dem Gesicht unterzutauchen, so kann es innerhalb kürzester Zeit die ersten eigenständigen Schwimmmeter bewältigen. Durch das "sich treiben lassen" im Wasser mit eingetauchtem Gesicht, machen sich die Kinder mit der wichtigsten Eigenschaft des Wassers vertraut: dem Auftrieb.
Damit die Kinder einen möglichst einfachen Start ins Schwimmen lernen haben, ist es deshalb sinnvoll, die Kinder bereits ab dem Babyalter mit allen Facetten des Elements vertraut zu machen. Im Baby- und Kleinkindschwimmen lernen die Kinder spielerisch, was Auftrieb und Vortrieb bedeuten. Sie können die Eigenschaften des Wassers für sich nutzen und erleichtern so das spätere Lernen der Technik.
Da es vielen Kindern anfänglich sehr schwerfällt, zu tauchen, kann es in manchen Fällen sinnvoll sein, das Kind zunächst an "tauchfreie" Bewegungsformen heranzuführen. Wichtig ist in diesem Fall: Das Tauchen wird parallel eingeführt und geübt, damit das Kind zu einem sicheren Schwimmer heranwachsen kann. Eine Person, die sich über Wasser hält, aber nicht tauchen kann, gilt als Nichtschwimmer!
Grundsätzlich ist sicheres Schwimmen ein langer Prozess. Wir als Eltern helfen unseren Kindern, wenn wir ihnen den Raum, die Zeit und die Möglichkeit geben, im individuellen Tempo schwimmen lernen zu dürfen. Erfahrungsgemäß lernen Kinder in einer angst- und druckfreien Umgebung deutlich leichter und effektiver.
Schwimmen lernen in verschiedenen Altersklassen

Ab ungefähr drei Monaten ist es sinnvoll, einen Babyschwimmkurs zu besuchen. Eltern lernen die wichtigsten Handgriffe, um ihren Schützling sicher im Wasser zu begleiten. Spielerisch lernen die Kinder, sich ohne Angst im Wasser zu bewegen. Es werden verschiedene Materialien eingesetzt, Wasserlagen ausprobiert und schrittweise ans Tauchen herangeführt.
Im Kleinkinderschwimmen wird der sichere Umgang im und am Wasser weiter geschult. Das Kind lernt eigenständig Auftrieb zu erzeugen und zu nutzen. Springen und Tauchen gehören dabei mit zu den Grundlagen. Nach und nach können die Kinder "Eisbär"-Kraul und Rückenschwimmen erlernen, um sich gegebenenfalls selbstständig retten zu können. Gut zu wissen ist, dass Kinder erst mit erhobenem Kopf schwimmen lernen können, wenn die Reflexintegration und der natürliche Aufrichtungsprozess abgeschlossen ist. Dies ist frühestens mit 3 Jahren der Fall. Kinder mit persistierenden frühkindlichen Reflexen können nur unter größten Mühen, wenn überhaupt kurz, den Kopf heben.
Im Bereich des Anfängerschwimmens ist es optimal, die Kinder dort abzuholen, wo sie könnenstechnisch gerade stehen. Optimalerweise beherrschen die Kinder zunächst das Gleiten und Treiben auf dem Wasser in Kombination mit Tauchen. Daraus entwickelt sich das Eisbär-Kraulen und Rückenschwimmen.
Im Vorschulalter mit etwa 4,5 Jahren sind die Kinder aus motorischer Sicht in der Lage Brustschwimmen sauber erlernen zu können. Kinder, denen es schwerfällt, sich im Wasser zu bewegen (z.B. bei Kopfdrehungen nach vorne oder zur Seite, die verkrampft wirken) sollten beobachtet werden.
Lernen Kinder (Eisbär-)Kraul und Rückenschwimmen als erste Schwimmart, so haben sie eine gute Bewegungsgrundlage für das komplizierte Brustschwimmen. Mit der abgeschlossenen Hüftaufrichtung ist die Beintechnik des Brustschwimmens ohne Ausweichbewegungen machbar. Die Ausdauerleistungsfähigkeit bauen Kinder ab etwa 5 Jahren auf, sodass auch längere Schwimmstrecken bewältigt werden können.
Der Besuch eines Anfängerschwimmkurses ist ab frühestens 4,5 Jahren zu empfehlen.
Mit Erlangen des "Seepferdchens" sind die Kinder Schwimmanfänger. Sie können kurze Strecken sicher bewältigen, springen und Tauchen in Grundzügen.
Es ist durchaus sinnvoll, die Kinder weiter zu fördern und die Grundlagen zu vertiefen. Ziel sollte das "Deutsche Schwimmabzeichen in Bronze" sein! Dann gilt das Kind als "Schwimmer". Es kann sicher Bauch- und Rückenlage beherrschen, Streckentauchen und auch im aufgewühlten Wasser längere Strecken schwimmen.
Schwimmhilfen - Fluch oder Segen?
Optimal ist es, sich so frei wie möglich im Wasser bewegen zu dürfen.
Schwimmhilfen sind in so gut wie jedem Schwimmbad zu finden. Die Auswahl ist riesig, wenn nicht sogar unübersichtlich groß. Schwimmflügel, Schwimmgurte, Poolnudeln, Schwimmbretter, Schwimmringe oder Schwimmwesten in allen möglichen Varianten, Farben und Formen beherrschen den Markt.
Betrachten wir diese "Hilfen" nun aus Sicht des Lernerfolgs:
Schwimmhilfen sind eine Auftriebshilfe, die verhindern sollen, dass ein Nichtschwimmer im Wasser zu Boden sinkt. Sie erzeugen einen künstlichen und passiven Auftrieb, verändern die Position des Schwimmenden im Wasser (leider oftmals zum negativen) und vermitteln ein trügerisches Gefühl der Sicherheit.
Der optimale Weg Schwimmen zu lernen sollte so Schwimmhilfen frei wie möglich passieren. Dazu benötigt das Kind entweder steh-tiefes Wasser oder den Arm eines Erwachsenen. Alle Hilfsmittel gilt es sehr bedacht und nur wenn unbedingt notwendig einzusetzen.
Des Weiteren müssen wir unterscheiden zwischen Hilfsmitteln, die am Kind fixiert sind und Hilfen, die frei genutzt werden. Schwimmflügel, Schwimmringe und Schwimmgurte werden am Kind fixiert. Mit ihnen geht grundsätzlich eine Veränderung der Wasserlage einher. Zudem glauben viele Nichtschwimmer (und hier vor allem die Kinder, die ausschließlich mit Hilfe im Wasser sind), sie würden eigenständig schwimmen. Die Armbewegungen sind meist eingeschränkt, sodass ein komfortables Üben nicht gänzlich machbar ist. Ist es dennoch erforderlich (- dies ist in einigen Schwimmbädern der Fall), so bieten runde Schwimmscheiben die Möglichkeit, relativ frei in den Bewegungen zu sein. Die altbekannten orangen, aufblasbaren Schwimmflügel sind hinsichtlich des Tragekomforts, der Wasserlage und der Bewegungsfreiheit nicht zu empfehlen. Schwimmgurte sind für kleinere Kinder oftmals vollkommen ungeeignet, dass das Verhältnis zwischen Kopf und Körper des Kindes noch so ausbalanciert ist, dass der Kopf verhältnismäßig schwer ist. Das Kind beginnt im Rücken "durchzuhängen" und nimmt eine ungünstige Position ein. Schwimmringe mit großer Öffnung sind, sehr kipp anfällig und die Kinder können schnell hindurchrutschen. Das Unfallrisiko ist somit sehr hoch.
Für kleine Babys gibt es einzelne therapeutisch nutzbare Ringe (z.B. Swimi), die eine vertretbare Wasserlage und trotzdem gute Sicherheit gewährleisten. Aber auch diese sind keine dauerhafte Lösung.
Schwimmwesten bieten oftmals eine sehr großen passiven Auftrieb. Da die Kinder beinahe komplett eingepackt sind, kommt es zu einer veränderten Wahrnehmung der Wassereigenschaften. Sie bieten zwar ein sehr hohes Maß an Sicherheit, sind aber eher im Wassersport (z.B. SUP, Kajak etc.) einzusetzen. Fürs schwimmen lernen sind auch sie völlig ungeeignet.
Frei nutzbare Hilfen (z.B. Poolnudeln) müssen aktiv vom Kind festgehalten werden. Sie erfordern ein hohes Maß an Aufmerksamkeit vom betreuenden Erwachsenen. Sie ermöglichen ein Lernen ohne Einschränkungen. Sie sollten, wenn möglich, bevorzugt werden.
Taucherbrille oder Schwimmbrille
Ähnlich wie bei den Schwimmhilfen verhält es sich auch beim Thema "Brille" im Wasser. Im Idealfall kann das Kind ohne Hilfsmittel das Gesicht ins Wasser tauchen und sich so fortbewegen. Sollte dies anfänglich noch nicht gelingen, oder bewältigt das Kind sehr viel Zeit unter Wasser, so kann eine Brille hilfreich sein.
Beachten sollten wir beim Kauf der Brille, für welchen Zweck sie gebaut wurde:
Taucherbrillen: wurden entwickelt, um lange Zeit unter Wasser vor allem in die Tiefe zu tauchen. Sie haben eine verschlossene Nase. Zum Schwimmen von längeren Strecken sind sie ungeeignet.
Schwimmbrillen: wurden für den Einsatz beim Schwimmen von größeren Distanzen erdacht. Die Nase ist dabei frei, da dies für das Atmen während des Schwimmens notwendig ist. Es gibt Brillen mit einem durchgehenden Glas oder mit einzeln abgetrennten Augen. Gerade für Kinder, eignen sich Brillen mit durchgehendem Glas. Bei einem Stoß gegen die Augen kommt es so zu deutlich geringeren Verletzungen.
Im Anfängerschwimmbereich ist es deshalb sinnvoll, das Kind - wenn erwünscht - mit einer Schwimmbrille auszustatten.
Fazit
Schwimmen lernen ist ein komplexes Thema. Optimalerweise können Kinder über einen langen Zeitraum ihre eigenen Erfahrungen sammeln und sich so allmählich immer sicherer im Wasser bewegen. Es ist dabei durchaus sinnvoll immer wieder Kursangebote zu nutzen, um das Gelernte zu erweitern.
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