Wissenswertes rund um die Schmerztherapie
Wer kennt es nicht? - Schmerzen. Sie bilden ein Warnsystem unseres Körpers. Er möchte uns auf Fehl- oder Überlastungen hinweisen. Als Folge von Verletzungen warnen sie uns, wenn wir uns zu viel zumuten. Ignorieren wir sie, so können sie zum stetigen Begleiter werden.
Schmerzen erfassen
„Alles im Körper ist im Wandel, es gibt nichts Festes. Die Funktion macht die Struktur - das fängt bei den Muskeln und Faszien an, die sich 24 Stunden am Tag verändern, und hört bei den Knochen auf."
Wer sich mit Schmerzen auseinandersetzt, der möchte sie meist loswerden. Dazu ist es unverzichtbar, sie zu erfassen und täglich zu benennen.
Eine Schmerzskala kann helfen, sie strukturiert zu benennen.
Die Ursachen des Schmerzes können sehr vielfältig sein. Es ist durchaus hilfreich, genauer hinzuschauen, um sie möglichst detailliert zu erklären. In der Therapie kann dies über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.
Leitfragen helfen, die Schmerzen genau zu ermitteln. Die Frage kann beispielsweise nach dem "woher?" oder dem Zentrum des Schmerzes forschen. Aber auch die Intensität oder das generelle Auftreten der Schmerzen ist erfassenswert.
Beispiel aus dem Alltag
Klaus (54 Jahre) sitzt täglich 8h im Büro. Der Weg dorthin ist ebenfalls sitzend, denn er fährt die 20 Minuten mit dem Auto. Jeden Morgen und jeden Abend. Am Wochenende genießt er es, im Schrebergarten aktiv zu sein. Gärtnern ist zu seinem Hobby geworden, seit er vor etwa drei Jahren den Garten übernommen hat.
Seit einigen Wochen stellt Klaus immer wieder leichte Schmerzen im unteren Rücken fest. Zunächst nur ab und zu, dann beinahe täglich. Alltagsbewegungen sind teilweise eingeschränkt, denn Bücken kann mitunter weh tun.
Klaus zeigt einen "klassischen" Alarmschmerz. Sein Alltag ist geprägt durch körperliche Inaktivität und sehr wenige, aber ähnliche Bewegungen. Deine Muskel- und Faszienstrukturen unterliegen somit immer wieder ähnlichen Eindrücken.
Was genau versteht man unter "Alarmschmerz"?
90% unserer Schmerzen sind sogenannte Alarmschmerzen.
Alarmschmerzen warnen uns vor Überlastungen. Sie bilden eine Art Frühwarnsystem.
Alarmschmerzen haben ihre Ursachen im muskulären und faszialen Bereich.
Zurück zu Klaus:
Ein Besuch beim Arzt bringt ihm den Auftrag, sich regelmäßig zu dehnen und etwas mehr zu bewegen.
Klaus geht diesem Vorschlag nach. Er meldet sich in einem Fitnessstudio an und beginnt sein Training. Zweimal in der Woche trainiert er für ungefähr eine Stunde an den Geräten. Anfänglich nutzt er die Endzeit des Trainings für eine kurze Dehneinheit, die er ab und an auch vernachlässigt.
Seine Schmerzen werden tatsächlich besser. Er fühlt sich deutlich fitter und agiler.
Doch bereits drei Monate nach dieser Veränderung kommen die Schmerzen zurück. Klaus ist gefrustet. Und sucht Rat, in einer Gesundheitspraxis.
Warum führt reines Krafttraining nicht langfristig zu schmerzfreiheit?
Reines Krafttraining hat Klaus Situation zunächst verbessert. Seine Körpermitte wurde durch die regelmäßigen Trainingseinheiten gestärkt und konnte den alltäglichen Belastungen deutlich besser standhalten. Sein Körper richtete sich muskulär auf.
Durch das Krafttraining schürte sich aber auch Spannung in der vorderen und hinteren Muskelkette. Diese übt nun kontinuierlich Zug auf die Wirbelsäule aus. So kann es innerhalb dieser Ketten zu einer Art Verknotung, die wiederum Alarmschmerzen auslösen kann.
Unsere Muskulatur und unsere Faszien reagieren nämlich sowohl auf vorhandene, als auch auf fehlende Bewegung. Das gesamte System sollte idealerweise im Gleichgewicht sein, damit Schmerzen so gut wie keine Chance haben.
Doch wie kann jemand, der sich in der Position von Klaus befindet, das Gleichgewicht wieder herstellen?
Ins Gleichgewicht kommen
Solange sich Klaus über akute Schmerzzustände ärgert, hat er die Möglichkeit über eine Physio- & Schmerztherapie diese behandeln zu lassen.
Die Physiotherapie könnte mittels manueller Therapie, Krankengymnastik und passiven, unterstützenden Maßnahmen beginnen, den Gesundheitszustand zu verbessern.
Ein Schmerztherapeut kann helfen, ganz gezielt in die betroffenen Muskelketten und Faszienstrukturen einzugreifen. Faszien spielen dabei eine wichtige Rolle. Ihre netzartige Struktur bedeckt unseren gesamten Körper. Sie bestehen aus Bindegewebe und leiten wichtige Informationen über Muskelspannung und Muskelbewegung an unser Gehirn weiter. Außerdem bilden sie einen Teil unserer Tiefensensibilität und leiten Schmerzzustände weiter. Sind sie im Gleichgewicht, so können alle Muskeln optimal arbeiten.
Der Therapeut entscheidet gemeinsam mit Klaus, wann der optimale Zeitpunkt gekommen ist, mittels moderater Kräftigung, Faszien- und Muskellängentraining wieder in Bewegung zu kommen.
Das Muskellängentraining sollte dann als aktive und aufrichtende Maßnahme das herkömmliche Dehnen ersetzen. So hat Klaus langfristig eine positive Prognose, möglichst schmerzfrei seinem Alltag und seinen Hobbys nachgehen zu können.
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