So langsam wird es wärmer. Es zieht uns alle an die frische Luft. Der perfekte Zeitpunkt, um alles auszuprobieren, was rollt. Doch ab welchem Alter macht ein Laufrad Sinn? Wann kann ein Kind Radfahren, Roller oder Inline Skates fahren? Und welche Voraussetzungen benötigen wir für diese Sportarten?
Rollende oder auch gleitende Bewegungen machen Spaß, keine Frage. Doch es gibt Kinder, die sich zeitweise überhaupt nicht dafür interessieren. Das hat aus sport- und bewegungswissenschaftlicher Sicht tatsächlich seine Gründe.
Gleichgewicht als Schlüssel zum Erfolg
„Das Leben ist wie Fahrrad fahren. Um die Balance zu halten, musst du in Bewegung bleiben." (Albert Einstein)
Alle Sportarten, die rollen und gleiten, haben eine gemeinsame Grundlage: sie benötigen ein großes Maß an Gleichgewichtsfähigkeit und Koordination. Damit der kindliche Organismus diese bewerkstelligen kann benötigt er vielfältige, seinem augenblicklich entsprechenden Entwicklungsstand entsprechenden Bewegungsmöglichkeiten. Dies bedeutet aber auch, es gibt Entwicklungsfenster, in denen eine bestimmte Fähigkeit besonders gut erlernt werden kann. Ist das Fenster geöffnet, suchen sich vor allem die kleineren Kinder ganz automatisch Bewegungsbaustellen, die ihrem Entwicklungsprozess dienen. Um eine möglichst umfassende Bewegungsentwicklung zu gewährleisten , benötigt das Kind vielerlei verschiedene Möglichkeiten seine Handlungen zunächst in der Grob- und später in der Feinform zu erproben. Gerade im Kleinkindalter werden die Grundlagen für die sportliche Motorik erlernt. Erst im Grundschulalter kommen dann nach und nach spezifische Fähigkeiten hinzu.
Für die sportmotorische Bewegungsentwicklung ist es also sinnvoll eine breit gefächerte Grundlage zu schaffen. Bewegungserfahrene Kinder entwickeln so ein positives Selbstbild und lernen deutlich leichter komplexe Bewegungsmuster einzelner Sportarten.
Zurück zu allem was Rollt…
Sobald ein Kleinkind sicher auf eigenen Beinen steht kann es auch schon losgehen. Da Kinder in diesem Alter ausschließlich von intrinsischer Motivation geleitet werden ist es für euch als Elternteil wichtig, die Neigung eures Kindes auf zu greifen. Ihr könnt verschiedene Angebote machen, jedoch würde ich grundsätzlich raten, ab zu warten, bis die Kinder von selbst Interesse an dem Gerät entwickeln.
Bei allen Sportgeräten, die potentiell umkippen können, ist es ratsam einen Helm zu tragen. Dieser dient zum einen natürlich der Verletzungsprävention, zum anderen aber auch zum erlernen des angemessenen Verhaltens auf dem Sportgerät. Oftmals ist es hilfreich, wenn ihr als Elternteil mit gutem Beispiel voran geht.
Bei größeren Kindern ist es zudem hilfreich, wenn neben dem reinen Fahren auf dem Sportgerät ein flexibles Üben von Kurven fahren, Bremsen und dem Überwinden von kleinen Hindernissen erfolgt. Die Kinder können sich dadurch deutlich flexibler bewegen und im Falle von unvorhersehbaren Ereignissen besser reagieren.
Was wird gefördert?
1. Förderung der Entwicklung
Durch mehrere parallel ablaufende Bewegungen müssen die Kinder verschiedene Bewegungsabläufe gleichzeitig bewältigen. Sie müssen sich selbst und das Sportgerät im Gleichgewicht halten. Außerdem müssen sie Umwelteindrücke aufnehmen und verarbeiten, um auf mögliche Gefahren oder Hindernisse reagieren zu können. Sie lernen so, ihre Handlungen ab zustimmen und zügig an zu passen.
2. optimale Gehirnentwicklung durch Bewegung
Bewegung fördert die Synapsenbildung im Gehirn. Durch eine Erhöhte Durchblutung währen der Bewegung werden im Gehirn Botenstoffe freigesetzt, die wiederum Wachstumsprozesse in Gang setzen. So entstehen neue Verknüpfungen und die kognitiven Leistungen werden verbessert. Bewegung macht also schlau.
3. Förderung des Selbstvertrauens
Erfolge verhelfen den Kindern zu einem gesteigerten Selbstbewusstsein. Sie sind stolz, etwas geschafft zu haben. Das Gefühl, selbstständig etwas zu erreichen können sie wiederum auf weitere Lebensbereiche übertragen.
4. Stärkung der Muskulatur
Regelmäßige Bewegung trainiert die Muskulatur. Sie verhilft Kindern zu einem guten Körpergefühl und einem ästhetischen Bewegungsvermögen. Ein gut trainierter Organismus ist widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten und stärkt so das Immunsystem.
Wann kann ein Kind ein bestimmtes Sportgerät benutzen?
Ab dem sicheren Laufen: vierrädrige Laufräder, Rutscheauto
Ab ca. 2 Jahren: Laufrad
Ab ca. 3 Jahren: Roller, Dreirad, Fahrrad
Ab ca. 4 Jahren: Inline Skates, Rollschuhe, Skateboard, Schlittschuhe
Ab ca. 6 Jahren: Einrad
Worauf ihr beim Kauf achten solltet
Bei Lauf- und Fahrrädern spielt die Ergonomie und das Gewicht eine große Rolle. Ein flacher Lenker, ein einstellbarer Sattel und ein geringes Gesamtgewicht wirken sich motivierend auf die Kinder aus.
Bei Laufrädern ist es sinnvoll darauf zu achten, einen separaten Sattel mit tiefem Einstieg zu nutzen. So sitzen die Kinder recht früh auf dem Sattel und nicht auf einer hohen Stange. Ein tiefer Lenker hilft den Kindern Druck auf dem Vorderrad zu behalten. Dies ist wichtig, damit das Lenken einwandfrei funktioniert.
Dies gilt natürlich auch bei Fahrrädern. Eine Geometrie, die eher einem Mountainbike nachempfunden ist, sorgt für sicheres und unbeschwertes Fahren. Wichtig ist zudem, dass die Bremsen leichtgängig sind. Zudem ist es sinnvoll direkt auf die Rücktrittsbremse zu verzichten. Die Kinder kommen erfahrungsgemäß deutlich besser damit zurecht. Bei beiden ist es sinnig, auf eine gute Verstellbarkeit zu achten, da die Kinder sehr schnell wachsen.
Mittlerweile gibt es bei Rollschuhen und Inline Skates Modelle, die mitwachsen. Dies ermöglicht Euch eine deutlich längere Nutzungsdauer.
Wann ist der richtige Zeitpunkt ein rollendes Sportgerät anzubieten?
Wichtiger als eine Altersvorgabe sind die motorischen Fähigkeiten. Diese sind von Kind zu Kind unterschiedlich und ganz individuell entwickelt. Die Kinder zeigen meist ganz von selbst Interesse, wenn sie die Möglichkeit dazu bekommen. Ein Drängen von Seiten der Eltern führt meist zu Frust auf beiden Seiten. Ist das Sportgerät vorhanden, so können wir Eltern es in regelmäßigen Abständen anbieten und die Kinder unterstützen, wenn sie durchstarten wollen.
Für Laufräder, Fahrräder Roller, Inline Skates, Rollschuhe und Skateboards gilt: Spielen, spielen, spielen!
Möglichst flexible Übungssituationen mit kleinen Hindernissen, Kurven und Stufen helfen flexible Fähigkeiten zu erlernen.
Sicherheitshinweise
Sobald Bewegung ins Spiel kommt, ist es wichtig, dass die Kinder einen gut sitzenden Helm tragen. Dieser schütz den Kopf bei Stürzen. Da es schnell möglich ist, dass die Kinder hohe Geschwindigkeiten erreichen, ist ein guter Helm seine Investition wert.
Bei Rollschuhen oder ähnlichem ist es meist ratsam zusätzlich Schoner an Handgelenken und Knien zu tragen, da Verletzungen in diesem Bereich leider keine Seltenheit darstellen.
Bewegen sich die Kinder in der Nähe des Straßenverkehrs beginnt zeitgleich auch die Verkehrserziehung. Die Kinder müssen mögliche Gefahren erkennen lernen und richtig reagieren lernen. Dies braucht viele Erklärungen und offene Augen der begleitenden Person.
Fazit
Laufrad, Fahrrad und Co. schulen das Gleichgewicht, die Orientierungsfähigkeit und die Koordination. Sie helfen bei dem Aufbau der Muskulatur. Die Kinder lernen frühzeitig auf Reize aus der Umwelt zu reagieren und schulen spielerisch ihre Wahrnehmung.
Wichtig für Eltern ist jedoch zu wissen, dass sie nichts erzwingen können. Kinder greifen auf Angebote dann zurück, wenn ihre sensiblen Entwicklungsphasen bereit dafür sind. Es ist gut, von Anfang an, an Unfallprävention zu denken und die Kinder mit passenden Schutzmaßnahmen aus zu rüsten. Zusätzlich verhilft ein flexibles Üben zum sicheren Anwenden der Sportart.
In diesem Sinne, viel Spaß!
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