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Hilfe, sind wir noch normal?- Entwicklung begleiten und fördern

Ist mein Kind entwicklungsverzögert? Was bedeutet das überhaupt?


Entwicklung – was genau versteckt sich dahinter? Sind es reine Wachstums- und Lernprozesse? Oder ist es ein komplexes Gefüge aus verschiedenen Faktoren?

Werfen wir einen Blick auf die frühkindliche Entwicklung und mögliche Bereiche, in denen eine Entwicklungsverzögerung auftreten kann.


Den Motor antreiben

„Kinder kommen mit großer Weisheit, doch ohne Erfahrung auf die Welt. Sie brauchen daher liebevolle Führung durch Erwachsene" (Jesper Juul)

Entwicklung wird heute als Motor für die Ausbildung vieler Fähig- und Fertigkeiten gesehen. Jedes Kind hat dabei sein eigenes, individuelles Tempo. Je jünger die Kinder sind, desto größer ist die Streuung ihres Könnens und umso mehr sind ihre Persönlichkeitsmerkmale miteinander verknüpft.

Innerhalb der kindlichen Entwicklung zeigt sich recht früh, welche Interessen ein Kind hat und welche sein Verhalten steuern. Diese Entfaltung von Potenzialen beruht auf genetischen und psychischen Anlagen. Gesteuert werden diese Vorgänge durch die Selbstbildungskompetenz, die Neugier und den individuellen Wissenshunger des kleinen Wesens. Und dabei ist Entwicklung ein lebenslanger Prozess.


Was genau versteckt sich hinter diesem in der frühen Kindheit beginnenden Prozess?


Nun ja, Entwicklung ist ein Zusammenspiel von Reifungsprozessen und Lernprozessen.

Das bedeutet, wir haben gewissen Anlagen, welche uns genetisch vorgegeben sind und die uns von unseren Eltern mitgegeben wurden. Mit diesen Anlagen bewegen wir uns in einer Umwelt, die es zu entdecken, erforschen und zu verstehen gilt.

Anhand der gesammelten Informationen kann jedes Individuum seinen Wirkungsbereich aktiv gestalten und seine Fähig- und Fertigkeiten immer weiter anpassen.


Doch wie können wir in diesem komplexen Gefüge unsere Kinder einschätzen?


Die Beurteilung unserer Kinder und vor allem der Babys und Kleinkinder sollte idealerweise mit Verhaltensbeobachtungen einher gehen. Zu groß ist der Normbereich der Entwicklung, zu ungenau wären wissenschaftliche Tests. Einige wenige Persönlichkeits- und Entwicklungsmerkmale können und sollten bei Auffälligkeiten oder begründetem Verdacht getestet werden, jedoch ist die Verhaltensbeobachtung das erste Mittel der Wahl.

Gerade bei Babys und Kleinkindern ist es hilfreich so genannte „Meilensteine“ zu betrachten: das erste Drehen, die ersten Schritte und die ersten Wörter können beispielsweise angeschaut werden.

Unreflektierte Normtabellen zeigen sich hingegen meist als ungünstig und nicht aussagekräftig. Eine Diagnostik sollte bei jüngeren Kindern grundsätzlich im Kind-Umwelt-Bezug erfolgen um der individuellen Variabilität der Kinder gerecht zu werden.



Was ist also die Aufgabe von uns, als Eltern?


Wir als Eltern gestalten den Alltag unserer Kinder. Wir füllen ihn mit Inhalten und können die Interessen unserer Lieblinge fördern und unterstützen.

Doch, es gibt natürlich auch hier einiges zu beachten: Die Kinder sind autonome Persönlichkeiten mit einem eigenen Willen und eigenen Interessen. Es gilt begleiten, aber nicht in unsere eigene Richtung lenken, sondern das Kind selbst so akzeptieren wie es ist. Dazu ist es hilfreich genau hin zu schauen oder hin zu hören, was gerade das Thema unseres Kindes ist. Können wir es aufgreifen und unseren Schatz liebevoll begleiten, so stärken wir das Selbstbewusstsein und helfen bei der Identitätsbildung. Dabei ist es von großem Wert selbstreflektiert den Alltag zu beobachten, denn nur all zu leicht neigen wir aus gutem Willen dazu unser Kind zu überfordern. Doch manchmal ist weniger mehr. Gezielte Angebote, die alltagsintegriert und dem Interesse unseres Kindes entsprechen helfen ganz nebenbei die Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Unser Ziel ist es ein handlungskompetentes, autonomes, soziales und identitätsbewusstes Kind ideal zu unterstützen und aufwachsen zusehen.


Ab wann spricht man denn von Entwicklungsverzögerung? Und was genau ist damit gemeint?


Der von der Natur vorgesehene Ablaufplan verläuft in kleinen, aber immer gleichen Entwicklungsschritten. Beispielsweise ist es nicht möglich, dass ein Kinder erst Laufen und dann sitzen lernt. Diese haben neuronale Reifungsprozesse als Grundlage und bauen meist aufeinander auf. Die Geschwindigkeit, mit der die einzelnen Schritte auftreten ist oftmals sehr unterschiedlich. Jedes Kind hat in jedem Entwicklungsbereich sein eigenes Tempo.

Es gibt Kinder, die sehr früh bestimmte Dinge erlernen und wiederum andere, die sich Zeit lassen. Innerhalb bestimmter Grenzen ist also die Variabilität ganz natürlich. Werden diese Grenzwerte überschritten, so spricht man von Entwicklungsverzögerung.


5 Funktionsbereiche, in denen es zu Verzögerungen kommen kann:


1. Motorische Entwicklung: sie ist zuständig für Bewegungsabläufe.

2. Geistige Entwicklung: sie umfasst Denkprozesse, Merkfähigkeit, Verstehen von Zusammenhängen

3. Sprache: sowohl Verstehen, als auch Produzieren

4. Emotionale Entwicklung: beinhaltet alles rund um das Gefühlsleben

5. Soziale Entwicklung: meint den Umgang mit anderen Menschen


Einige Kinder weisen Auffälligkeiten in nur einem, andere in mehreren Bereichen auf. Der Grad der Ausprägung der Verzögerung kann ebenso zwischen leicht bis hin zu schwer schwanken.


Wie kann es zu einer Entwicklungsverzögerung kommen?


Ob und wie schnell Entwicklung stattfinden kann lässt sich mittels drei Punkten zusammenfassen.

Erblich bedingte und angeborene Voraussetzungen stellen die Basis der Entwicklungsfähigkeit dar. Dazu kommen bestimmte biologische Reifungsvorgänge, die die einzelnen Entwicklungsstufen maßgeblich beeinflussen. Der dritte und wichtigste Baustein ist das Lernen. Dies ist auch der Punkt, auf den wir als Eltern den größten Einfluss haben. Durch unseren Input können wir positiv oder negativ auf Lernprozesse unseres Kindes einwirken. Die Kleinen lernen durch Nachahmen, Ausprobieren und Wiederholen. Fehlen dazu die Möglichkeiten, so kann es zu massiven Einbußen kommen. Dies wird beispielsweise nach dem monatelangen Fehlen von Bewegung in Gruppen bei vielen Kindern in unterschiedlichen Bereichen sichtbar.


Wer stellt es fest?


Der genaue Grund für eine Entwicklungsverzögerung lässt sich meist nur durch genaue medizinische Untersuchungen feststellen. Solltest du den Eindruck haben, dein Kind könne entwicklungsverzögert sein, so ist es ratsam einen Experten wie zum Beispiel einen Kinderarzt hinzu zu ziehen. Alternativ gibt es auch Frühförderstellen, die speziell zu diesem Thema beraten können.


Wie kann ich meinem Kind helfen?

Weist das Kind eine Verzögerung auf, so ist es ratsam zügig mit professioneller Hilfe zu beginnen. Ist ein Kind bereits in einer Behandlung ist es unheimlich wichtig, dass es zu Hause die Möglichkeit erhält zusätzlich zur Therapie gefördert zu werden. Dabei sind auch wir gerne behilflich. Es ist unheimlich wichtig, dass das Kind Spaß am Üben entwickelt, denn nur so stellt sich eine gewisse Routine ein.

Die damit verbundenen neuen Fertigkeiten sollten bereite Anwendungsfelder finden.

Im Umgang mit dem Kind ist es für das Selbstbild notwendig, dass es sich angenommen fühlt und liebevoll begleitet und unterstützt wird. Ein Blick auf bestehende Defizite kann das Kind in seiner emotionalen Verfassung schwer beeinträchtigen. Liebe und Anerkennung für die Stärken und Talente bilden dabei eine wichtige Stütze im respektvollen Umgang miteinander.


Denn: der familiäre Alltag ist das Haupttätigkeitsfeld unseres Kindes. Es liegt an uns Erwachsenen den kleinen Menschen als vollkommen an zu erkennen und mittels unserer eigenen Haltung am fortwährenden Prozess des gemeinsamen Familienalltags zu arbeiten. Unser Ziel ist eine autonome, identitätsstarke und handlungskompetente Persönlichkeit aufrecht zu erhalten, die nach und nach in ein selbstbestimmtes Leben starten kann. Eine wahre Mammutaufgabe für die es sich zu kämpfen lohnt.

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